VPG

Ich möchte mich, weiß Gott, nicht dafür rechtfertigen, dass wir diesen Sport mit unseren Hunden betreiben. "Der ach so umstrittene "Schutzdienst". Nur ein paar Worte und Anregungen dazu. Was wird von den Kritikern immer dazu angeführt, da Verbeißen sich die Hunde in Menschen…

Erstens beinhaltet der VPG- Sport ebenso die Fährtenarbeit und die so genannte Unterordnung. Desweiteren wird kein Hund zur VPG zugelassen, der im Vorfeld nicht die Begleithundeprüfung abgeschlossen hat. Außerdem wird vor jeder Prüfung ein Wesenstest durchgeführt, so dass nur Hunde mit einem ausgeglichenen Wesen die Prüfung absolvieren können. Diesen Test würden mit Sicherheit so manche Dackel oder Yorkshire-Terrier aus der Nachbarschaft nicht bestehen.

VPG besteht aus 3 Sparten…

… zuerst die Fährtensuche.
Der Hund muss lernen seine Nase sicher und korrekt einzusetzen. Ich meine eine P.O (Prüfungsordnung) kann sich jeder mal genauer ansehen, dort wird alles in allen Einzelheiten beschrieben, was von dem Hund verlangt wird, das würde hier nun zu weit führen alles einzeln auseinander zu nehmen. Sicher ist, dass Frauchen oder Herrchen, genauso wie bei den Rettungshunden üblich, auch bei Wind und Wetter, bewaffnet mit guten Leckerchen, Gegenständen in den Taschen, langer Leine und Suchgeschirr losziehen, um sich in einem Feld hinzustellen und eine Fährte von Ausmaßen eines oder auch zwei oder drei Fußballfeldern zu legen. Nach einem Spaziergang, um die Wartezeit ein bisschen zu überbrücken, wird dann meist - zumindest bei den Anfängen - in gebückter Haltung seinem Hund versucht zu erklären, dass da feine Leckerchen liegen, die er suchen muss. Dem Hund gefällt´s in der Regel :-), Frauchen, sobald sie wieder im Trockenen ist, auch :-)

Der ausgebildete Hund muss auf einer Fährte, die mehrere Winkel beinhaltet, Gegenstände in der Größe einer Streichholzschachtel finden und diese dem Führer durch hinlegen, sitzen oder stehen bleiben anzeigen. Diese Gegenstände müssen sich "zwischen" den Pfoten des Hundes befinden um volle Punktzahl zu erreichen.

Die zweite Sparte im VPG Sport ist die Unterordnung.
Das saubere Ausführen der verschiedenen Übungen verlangen viel Konzentration. Fußarbeit in allen Variationen, Sitz aus der Bewegung, Platz und Steh aus dem Laufschritt, durchqueren einer Personengruppe und Apportieren auf ebener Erde, Hürde sowie Kletterwand und das Voraussenden mit Ablegen sind Bestandteile des VPG Hundes.

Wer mit seinem Hund eine VPG taugliche Unterordnung meistern möchte, hat also eine Menge zu tun. Mehrfaches, wöchentliches Üben und Lernen sind für beide Seiten Standard, einmal die Woche reicht sicherlich nicht aus. Zudem wird heute verlangt, dass der Hund die Unterordnung von Anfang bis Ende im gleichen Triebbereich durchsteht. Das ist ganz schön haarig und bedeutet üben, üben und noch mal üben.

Eines ist jedenfalls klar, verfügen Hund und Führer nicht über genügend Ausdauer, Disziplin, und bringt der Hund es nicht mit, temperamentvoll und spielfreudig sowie belastbar zu sein, gibt man diese Form des Hundesports schnell wieder auf.

Die 3te Sparte im VPG Sport ist natürlich der eigentliche Schutzdienst.
Hat der Hund nicht den Willen, den Trieb und den Mut, dann war es das an dieser Stelle.
Hier geht es nun wirklich um physische und psychische Belastbarkeit. Zudem wird dem Hund hier Härte, Tapferkeit und Gehorsam abverlangt. Er selber muss sein Triebpotenzial kontrollieren und sich neuen Situationen schnell und sicher stellen.
Umdenken und Zielstrebigkeit gepaart mit körperlicher Fitness und emotionaler Stärke sind in diesem Teil der "Arbeit" unabdingbares Muss.
Aber auch Situationen einschätzen sowie selbstständiges Handeln wird dem Hund dabei abverlangt.

Erst einmal muss der Hund lernen die "Beute" Ärmel richtig zu fassen. Er muss ihn halten und um seine Beute mit einem so viel größeren "Gegner" streiten, der ihn auch noch bedroht.
Dann aber muss er seine "Beute" auf Kommando wieder loslassen, den Scheintäter bewachen und sobald dieser stillsteht, muss er feststellen, wann dieser versucht zu fliehen und wann es sich nur um einen Stolperschritt handelt.
Vielleicht sieht das für den einen oder anderen so einfach aus. Aber da steckt viel mehr dahinter, das setzt klare Strukturen voraus.
Beim eigenen Frauchen mal am Lappen ziehen, das ist für den Hund lange nicht dasselbe. Einem fremden, großen Mann Paroli zu bieten und mit ihm um den Lappen streiten, das braucht einfach mehr Courage. :-)

Vielfältigkeit, Selbstständigkeit, Mut, klares "Denken", körperliche Fitness, Führerbezogenheit und Gehorsam über den Trieb hinaus, all das braucht der Hund für diese Form des Sportes.

Zweitens sind die besagten Prüfungen oftmals recht gut besucht, und die Hunde müssen immer wieder durch die Zuschauer geführt werden, um auf dem Hundeplatz oder im Fährtengelände ihr Können unter Beweis zu stellen. Auch hierbei hat es noch niemals einen Beißvorfall gegeben. Auch ist an den in den Medien dargestellten Beißunfällen noch kein ausgebildeter Hund beteiligt gewesen.

Drittens ist noch die Frage zu klären, wie viel "Beißt" denn ein Hund in einem Schutzdienst? In einem komplett vorgeführten Schutzdienst darf der Hund nur dreimal! anbeißen, wobei er dann auf Kommando sofort vom Schutzarm des Helfers ablassen muss. Der Rest des Schutzdienstes besteht nur noch aus reinem Gehorsam.

Mir persönlich sagt das alles nur eins. Es ist wahnsinnig viel Arbeit und Konzentration nötig um auf solch eine Prüfung hinzuarbeiten. Wer schon einmal seinen Hund "nur" zum Begleithund ausgebildet hat, weiß wie viel Zeit schon alleine dafür benötigt wird. Wie viel mehr verlangt dann eine VPG- Prüfung. Nur sichere und absolut wesensfeste Hunde eignen sich dazu, die drei Prüfungssparten inklusive dem Wesenstest einer VPG- Prüfung zu bestehen. Ein Hund der Angst hat oder ein Hund der bissig ist, ist nicht in der Lage, diesen hohen Anforderungen standzuhalten. Wer schon einmal einen so genannten Gebrauchshund als Freund hatte, weiß wovon ich rede. Es gibt nichts schöneres als einen in jeder Lebenslage sicheren Hund. Ein Hund der gelernt hat abzuwägen, mit den man ohne Gefahr für andere spazieren gehen kann, den man ohne sich zu blamieren in jedes Restaurant mitnehmen kann, der in jedem Bahnhof gleichgültig der dort herrschenden Lautstärke in jedem Zug einsteigt, der begeistert mit Kindern Fußball spielt, der auf dem Campingplatz mit seinen Menschen im Schlafsack schläft und mit mir im Meer um die Wette schwimmt.

 So einen Hund wollen die Menschen nicht?

Wir schon, aber ich kann Ihnen auch sagen, der Weg dahin ist weit und schwer. Man benötigt jede Menge Selbstdisziplin, Ruhe, Gelassenheit und eine gehörige Portion Humor. Man muss dauernd neue Wege suchen um sich seinem Hund verständlich zu machen.

Ich wünschte mir, alle Menschen würden sich mehr mit den Hunden, ihren Bedürfnissen und ihrem Wesen auseinandersetzen und unsere Welt würde ein Stück weit freundlicher werden.

 

Quelle: vomschwarzenpanther.de