Milztumore

Die Milz ist ein wichtiges Organ des Abwehrsystems und des Kreislaufsystems. Sie hat eine zungenförmige Gestalt und liegt auf der linken Seite im vorderen Bauchraum zwischen Zwerchfell, Magen und Darmschlingen. Das Milzgewebe ist von einer dehnbaren Kapsel umgeben.

Während der Entwicklung des Hundewelpen im Mutterleib werden in der Milz die roten Blutkörperchen gebildet. Im späteren Leben kann die Milz diese Funktion wieder aufnehmen, wenn hoher Blutbedarf besteht. Außerdem sortiert sie alte und kaputte Blutzellen aus und baut sie ab. Dabei recycelt sie das Eisen. Zusätzlich kann sie ca. 20% des gesamten Blutvolumens speichern und im Notfall, z.B. bei starkem Blutverlust, wieder abgeben.

Die Milz erfüllt auch sehr wichtige Aufgaben bei der Abwehr und Beseitigung von Infektionserregern, sie gehört damit zu den lymphatischen Organen.

Zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben wird die Milz sehr stark durchblutet.

Milztumoren sind häufige Tumoren bei älteren Hunden. Es gibt gutartige und bösartige Tumoren in der Milz:

Gutartige Tumoren führen zu Milzvergrößerung (Splenomegalie), zerstören das Organ aber nicht und breiten sich auch selten auf andere Organe aus.

Häufiger sind allerdings die bösartigen Milztumoren. Sie können das Organ vollständig durchsetzen und zerstören. Darüber hinaus breiten sie sich auch gerne auf andere Organe wie Leber, Herz oder Lunge aus, in denen sie Tochtergeschwülste bilden (Metastasen). Der häufigste Tumor der Milz ist mit 85% das bösartige Hämangiosarkom. Außerdem gibt es so genannte systemische Tumorerkrankungen, die von Anfang an mehrere Organsysteme befallen. Dazu gehört z.B. das histiozytäre Sarkom oder das bösartige Lymphom, die ebenfalls Tumoren in der Milz bilden.

Alle Tumoren führen zu einer Vergrößerung der Milz, die sehr umfangreich sein und Druck auf benachbarte Organe wie Magen, Zwerchfell oder Lunge ausüben kann. Die Funktion dieser Organe kann dadurch eingeschränkt werden. Außerdem neigen Milztumoren zu Blutungen. Ständige Sickerblutungen sind dabei ebenso möglich wie plötzliche, schwallartige Blutungen. Durch das geschwächte Gewebe, kann es leichter zu einem Milzriss kommen als bei einer gesunden Milz.

Milztumoren können auch die Blutgerinnung beeinflussen.

Im Anfangsstadium verursachen Tumorerkrankungen in der Regel keine Symptome. Eventuell kann man Schwäche, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und gelegentliches Erbrechen beobachten. Gerinnungsstörungen erkennt man an Blutungen in der Haut und stecknadelkopfgroßen Blutungsherden in der Maulschleimhaut.

Wenn der Tumor sehr groß ist, nimmt der Bauchumfang zu. Folgeerscheinungen wie Atemnot und häufiges Erbrechen sind auf die Beteiligung benachbarter Organe zurückzuführen. Starke Blutungen aus dem Tumor führen zu Kreislaufschwäche, blassen Schleimhäuten, Anämie und schließlich zum Schock mit flacher Atmung und erhöhtem Puls. Die Tiere können innerhalb kurzer Zeit in die Bauchhöhle hinein verbluten.

Grundsätzlich führen bösartige Milztumoren innerhalb kurzer Zeit zum Tod.

Der Tierarzt kann den Bauch des Tieres abtasten und dabei evtl. bereits die vergrößerte Milz fühlen. Als weiterführende Maßnahmen eignen sich zur Diagnosesicherung:

  • Ultraschalluntersuchung des Bauches: Mit dieser Methode lassen sich unter anderem Veränderungen des Milzgewebes wie Tumoren feststellen.
  • Röntgen : Auf einem Röntgenbild können Milztumoren ab ca. 5cm Größe dargestellt werden. Auch Metastasen in anderen Organen können ab einer gewissen Größe erkannt werden.
  • Bauchhöhlenpunktion: Bei dieser Methode wird mit einer dünnen Hohlnadel in den Bauch gestochen und etwas von der Bauchhöhlenflüssigkeit aufgefangen. Diese kann auf Tumorzellen oder Blut untersucht werden.
  • Gewebeprobe: Unter Ultraschallkontrolle kann mit einer feinen Nadel von außen durch die Bauchdecke in die Milz gestochen werden. Dabei werden einige Zellen aus dem Gewebe gewonnen. Diese Untersuchung heißt Feinnadelaspiration (FNA). Anschließend werden die Zellen unter dem Mikroskop untersucht. So kann die Art des Tumors ermittelt werden.
  • Laboruntersuchung: Veränderungen im Blutbild können Hinweise auf einen Milztumor geben.
  • Probelaparotomie: Häufig ist es angeraten, bei Tumorverdacht die Bauchhöhle operativ zu eröffnen. So können Tumor, Metastasenbildung und Blutungen am besten beurteilt werden.

Grundsätzlich kann ein Hund problemlos ohne Milz leben, es handelt sich nicht um ein lebenswichtiges Organ. Die Funktionen der Milz werden nach einer Entfernung von anderen Organen wie beispielsweise der Leber übernommen. Lediglich das Immunsystem kann etwas schwächer werden und der Blutspeicher entfällt.

Bei gutartigen Tumoren ist daher die operative Entfernung des Organs das Mittel der Wahl. Bei bösartigen Tumoren sollte die Operation nur versucht werden, wenn noch keine Metastasen in anderen Organen vorliegen. Wenn der Tumor stark geblutet hat, muss zunächst der Kreislauf des Patienten durch Infusionen stabilisiert werden. Im Anschluss an die Operation kann eine Chemotherapie sinnvoll sein, um verbliebene, bereits gestreute Tumorzellen zu zerstören, die nicht mit Röntgen oder Ultraschall gefunden wurden.

Grundsätzlich haben die meisten Milztumoren eine schlechte Prognose, weil sie aggressiv wachsen und in andere Organe streuen. Die meisten Hunde versterben trotz Therapie innerhalb von wenigen Wochen oder Monaten. Die seltenen gutartigen Milztumoren können allerdings durch Entfernung geheilt werden.

 

Quelle: enpevet.de